Adoro te deuote: Zur Losung einer alten Crux

Autori

  • Robert Wielockx

Abstract

Inhalt : I. Anomalien - II. Ausscheidende Lösungsversuche: 1. Tilgung. 2. Ersatz. 3. Umstellung - III. Te deuote laudo im sprachlichen und gedanklichen thomanischen Umfeld: 1. Deuotio und laus. 2. Das Wortpaar im eucharistischen Kontext. 3. Cor im Umfeld des Wortpaares. 4. Cor totum. 5. Die thomanische Versbildung - IV. Literarische Gattung und Sitz im Leben: 1. Literarische Gattung: Oratio. 2. Sitz im Leben : Oratio infra canonem eines Nichtzelebrierenden. 3. Sitz im Leben : nach der Wandlung und vor Tu rex gloriae, Christe - V. Der Kontext der frühesten greif baren Überlieferung: 1. Einheit der Gattung. 2. Einheit der Quelle - VI. Vom echten zum verderbten Incipit : 1. Adoro te: Anfang der frühen und verbreiteten Gebete zur Kreuzverehrung. 2. Adoro te: Anfang der Elevationsgebete. 3. Vermischung der Kreuzverehrungs- und der Elevationsgebete.

Der von der handschriftlichen Tradition vielfach bezeugte Textanfang Adoro te deuote muß aufgrund einer vierfachen Anomalie, die er einschließt, als unecht ausscheiden. Anders als andere Eingriffe in den Text dieses ersten Halbverses der Oratio, schafft die Lesart Te deuote laudo keine Schwierigkeiten bezüglich der Textkritik und der Versbildung. Außerdem entspricht sie dem sprachlichen und gedanklichen Umfeld der Thomaswerke, besonders auch dem seiner eucharistischen Werke, und paßt sie besonders gut zur thomanischen Versbildung, und zwar sowohl innerhalb der Oratio als auch im Vergleich mit den Fronleichnamshymnen. Gemäß seiner literarischen Gattung ist das Gebet, anders als die vier Fronleichnamshymnen, die für den Chorgesang bzw. (Lauda Sion) als Volksgesang konzipiert wurden, eine Oratio infra canonem. Ihrem Sitz im Leben entsprechend ist die Oratio das stille Gebet eines Nichtzelebrierenden vor den beiden soeben konsekrierten Gestalten. Die Entstehung des verderbten Textanfangs war fast unvermeidlich, da ab der frühesten greif baren Textüberlieferung, die erst aus einer Zeit datiert, als der Text schon sechzig Jahre alt war, die Oratio zu Unrecht als Elevationsgebet eingestuft und, wie es auch später oft der Fall war, zusammen mit anderen Elevationsgebeten in einem Liber precum tradiert wurde. Gerade die Elevationsgebete fingen ab dem beginnenden 13. Jh. unter dem Druck der populären Anfangsformel der ab der Karolingerzeit allgemein verbreiteten Gebete zur Kreuzverehrung oft mit Adoro te an.

The incipit Adoro te deuote, frequently attested in the manuscript tradition, must be eliminated as inauthentic because of a fourfold anomaly it implies. Unlike other interventions in the text of the first hemistich of the Oratio, the reading Te deuote laudo does not create problems of textual criticism or versification. What is more, it is in harmony with the linguistic and doctrinal context of Aquinas’ works, especially of his Eucharistic works, and above all it fits very well the context of Thomas’ versification, not only within the Oratio, but also by comparison with the four hymns of the Office of Corpus Christi. According to its literary genre and unlike the four hymns of Corpus Christi conceived as choral songs or (Lauda Sion) as song by the crowd, this prayer is an Oratio infra canonemSitz im Leben of the Oratio is the personal and silent prayer of a non-celebrant before the two species after their consecration. The textual corruption Adoro te deuote was almost unavoidable, since, already in the oldest textual tradition known to us – sixty years separate it from the origin of the text –, the Oratio was mistakenly considered an elevation prayer and, as it often happened also later on, was transmitted in a Liber precum among other prayers of this kind. As early as the beginning of the 13th Century these elevation prayers began regularly with the formula Adoro te under the influence of the popular incipit of the prayers for the adoration of the Holy Cross which, already in he Carolingian Age, were universally spread.

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Pubblicato

2007-05-30

Fascicolo

Sezione

Studi